In diesem Beitrag zeig ich Ihnen Techniken, die JTL-Wawi samt Datenbank in der Cloud zu betreiben. Ich gehe auf die grundlegenden Modelle des Hostings ein. Als Spezialist für Programme, Systeme und Beratung ziehen ich unsere Alltagserfahrung hinzu.
Ich erläutere Ihnen auch, was ein virtueller Server mit dem Bäcker um die Ecke gemeinsam hat.
Vorab sei gesagt, dass wir sowohl Server im Kundenbetrieb, als auch im Rechenzentrum betreiben. Unsere subjektive Meinung ist ebenfalls in diesem Beitrag vertreten.
Grundlagen einer JTL-Wawi Cloud
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Datenbank der JTL-Wawi auszulagern. Nicht jeder Anbieter arbeitet nach demselben Prinzip. Darum erwähne ich vorab, welche Möglichkeiten Sie haben, die JTL-Wawi in der Cloud zu betreiben.
Shared-Hosting

Kundennamen lesbar und mehr als 30 Kunden
Wie der Name des Shared-Hosting Prinzips schon suggeriert, teilen Sie sich die verfügbaren Ressourcen mit anderen Kunden des Anbieters. Die Ressourcen können teilweise von dem Microsoft SQL-Server eingeschränkt werden. Meist läuft auch nur die Datenbank beim Hoster. Den JTL-Worker führen Sie weiterhin lokal aus.
Aus Sicht des Datenschutzes ist diese Lösung meiner Meinung nach sehr kritisch. Wir haben bereits beim Umzug einiger Kunden erlebt, dass alle Kunden auf dem Server anhand der Instanznamen (Name der Kundeninstallation) identifizieren konnten. So lassen sich auch Rückschlüsse darauf ziehen, wie viele Kunden auf einem System liegen. Die Menge ist im folgenden Screenshot alarmierend hoch.

Keine Kundendaten ersichtlich – so sollte es sein.
Um zu prüfen, ob Ihr Anbieter diese Lücke hat, öffnen Sie einfach die Datenbankverwaltung der JTL-Wawi, klicken Sie auf DB-Export und wählen Sie als Ziel einen eigenen Speicherort. Wenn Sie nun auf Durchsuchen klicken, öffnet sich die Ordnerauswahl. Dort sollte an folgenden Orten nur Ihr Kundenname oder Kryptische Namen zu sehen sein: C:\Users und C:\Program Files\Microsoft SQL Server
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, um an Kundendaten auf dem Server zu gelangen. Falls Sie dies prüfen lassen möchten, nehmen Sie Kontakt zu uns auf.
Fazit zum Shared-Hosting
Ich rate ausdrücklich vom Shared-Hosting ab. Der Preis ist meist sehr attraktiv, aber zu ungenau ist die tatsächliche Leistung, die zur Verfügung steht. Der Schutz Ihrer Daten kann nie zu 100 % gewährleistet werden.
Virtueller Server
Auch bei einem virtuellen Server teilen Sie sich einen Computer (auch Host genannt) mit mehreren Kunden des Hosters. Im Gegensatz zum Shared-Hosting haben Sie Ihr eigenes Betriebssystem. Dazu erhalten Sie mehr oder weniger fest zugeteilte Ressourcen, wie Festplattenspeicher, Arbeitsspeicher und Prozessorkerne. Mehr dazu weiter unten. Allgemein ist die Virtualisierung von Servern etwas langsamer, als der direkte Betrieb auf dem Server („bare metal“). Dank aktueller Software (z.B. KVM/qemu) ist der Faktor jedoch schwindend gering.

Fluxel V-Server Host mit 2 x Intel Xeon Gold 6230, 256 GB Arbeitsspeicher und 3 x 2 TB NVMe-SSD
Das grundlegende Problem mit einem virtuellen Server ist die Intransparenz für Sie als Kunden. Genaueres haben wir unter folgenden Punkten aufgeschlüsselt.
Festplatte ungleich Speicher
Gerade bei einem SQL-Server ist nicht nur die Speichermenge wichtig. Natürlich sollte ein ausreichend großes Speichervolumen zur Verfügung stehen, jedoch ist das nur die halbe Miete.
Viel wichtiger ist die Geschwindigkeit des Speichers. In einer virtuellen Umgebung sprechen wir vom IOPS-Durchsatz, also den Lese-/Schreibzyklen je Sekunde. Häufig fehlt die Angabe des Wertes.
Faktoren unter denen die IOPS leiden, ist die Abwägung zwischen Geschwindigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. So haben wir es schon erlebt, dass Hoster die Daten Ihrer Kunden auf 4 separate Systeme gespiegelt haben. Der ganze Vorgang hat dafür gesorgt, dass die Schreibzyklen je Sekunde auf ungefähr ein Drittel gesunken sind.
Arbeitsspeicher auf der Festplatte
Der Microsoft SQL-Server nutzt den Arbeitsspeicher, um häufig benötigte Daten dort abzulegen. Das geschieht vor allem, da der Arbeitsspeicher um einiges schneller ist, als der Festplattenspeicher. Da ist es nur von Vorteil, wenn der Hoster mit dem schnellen Speicher nur so um sich wirft. Hier kommt die Wirtschaftlichkeit ins Spiel. Der Arbeitsspeicher ist wesentlich teurer, als der Festplattenspeicher. Gängige Praxis ist daher mit einer wahrscheinlichen Auslastung zu rechnen.
Gehen wir einfach mal davon aus, ein Hoster hat 20 Kunden auf einem Host. Allen Kunden wird ein eigener Arbeitsspeicher von 10 GB zugesprochen. Rechnerisch landen wir hier also bei 200 GB Arbeitsspeicher. Wir gehen einfach mal davon aus, dass jeder Kunde nur 6 GB Arbeitsspeicher benötigt. Heißt es sind nur 120 GB Arbeitsspeicher verbaut.
Was passiert, wenn nun alle Kunden tatsächlich 10 GB benötigen?
Hier kommt der Swap-Speicher ins Spiel. Dieser ist auf der Festplatte abgelegt und dient dem Host als Erweiterung des Arbeitsspeichers für den Fall der Fälle. Wie bereits erwähnt, der Speicher ist wesentlich langsamer!
Wir sind durch Zufall an einen Screenshot aus Proxmox (Weboberfläche für Host-Systeme) gekommen, der dies bestätigt.
Kerne, die Schlacht um die Zeit
Auch Cores, VKerne, VCores genannt. Ein moderner Prozessor besteht eigentlich aus mehreren, kleineren Prozessoren. Diese Prozessoren, genannt Kerne, lösen unabhängig voneinander, also zeitgleich eine Aufgabe.
Um den Punkt zu untermauern, ziehe ich ein Rechenbeispiel heran.
Ein gängiger Prozessor für unsere Hosts ist der Intel Xeon Gold 6230. In einem Server verbauen wir zwei dieser Prozessoren mit je 20 Kernen. Heißt wird landen bei 40 Kerne pro Server. Dank der hyperthreading-Technologie verdoppelt sich die Zahl der Kerne. Wir haben also 80 Kerne pro Host zur Verfügung.
Da wir bei der Vermietung von Servern keine „normale“ Windows Server-Lizenz verwenden dürfen, müssen wir am Microsoft SPLA-Programm teilnehmen. Die Lizenzen zahlen wir monatlich und liegen bei dem Hostsystem bei rund 600 € monatlich.
Wenn wir nun jedem Kunden 8 Kerne zur Verfügung stellen, reicht der Host logisch gesehen für 10 Kunden. Heißt die Kosten für die Windows-Lizenz beläuft sich je Kunde auf 60 € je Monat. Dazu kommen Betriebskosten und Anschaffungskosten. Wie kommt es nun, dass Sie einen V-Server bereits ab 30 € monatlich mieten können?
Ein Hoster kann Kerne mehrfach an virtuelle Server verteilen. Problem ist also, dass Sie sich die Kerne mit anderen Kunden des Hosters teilen. Bis zu einem gewissen Punkt funktioniert das noch gut.
Was haben Kerne und Bäcker gemeinsam?
Nutzten mehrere Server einen Kern, entsteht wie beim Bäcker, eine Schlange. Heißt der Kern kommt nicht mehr hinter den Aufgaben hinterher. Im Gegensatz zum Bäcker arbeitet der Prozessor jede Aufgabe zeitgleich ab. Die Rede ist von einer begrenzten Zeit, die jede Aufgabe bekommt. Danach bedient der Prozessor eine andere Aufgabe. Das Ergebnis ist eine langsame Datenbank. Beim Bäcker um die Ecke wäre das wohl ein ziemliches Chaos.
Grundsätzlich nennt man die mehrfache Nutzung von Ressourcen eine Überprovisionierung.
Fazit zum Virtuellen Server
Der virtuelle Server ist eine sichere Alternative zum Shared Hosting. Die Einteilung der Ressourcen ist besser erkennbar. Als Kunde sind Sie jedoch durch die intransparente Aufteilung auf das Geschick des Hosters angewiesen.
Preislich ist hier alles vertreten. Ich empfehle hier, unbedingt drauf zu achten, dass Ihr Hoster die Ressourcen gar nicht oder nur mäßig überprovisioniert.
Root-Server/Bare Metal, Managed Server
Die Begriffe beschreiben alle einen vollständigen Server. Sie alleine nutzen die Hardware. Vorsicht ist bei dem Begriff „Managed Server“ geboten. Manche Hoster missbrauchen den Begriff für das Shared-Hosting.
Grundsätzlich ist hier noch zwischen den Root-Server und dem Managed-Server zu unterscheiden. Beim Root-Server erhalten Sie den Administrationszugang und sind für Updates und Wartung der Software zuständig. Der Managed-Server hingegen wird vom Hoster geupdated und gewartet.
Fazit zum Root-Server und Managed-Server
Der Root-Server ist häufig kostspieliger als ein virtueller Server. Auf dem Root-Server erhalten Sie jedoch die vollständige Leistung.
Ich empfehle den Root- oder Managed-Server überall, wo Sie die maximale Performance benötigen.